Der Heilige Vinzenz
Märtyrer und Schutzpatron von Valencia, war auch der Schutzpatron von Bern
Das Berner Münster, die grösste mittelalterliche Kirche der Schweiz dessen Schutzpatron war der Heilige Vinzenz von Saragossa, der Heilige Vinzenz der Märtyrer.
Es ist jedoch nicht genau bekannt, wie St. Vinzenz zum Schutzpatron der Kirche und der Stadt wurde. Es gibt nur mehrere Hypothesen
Man sagt, weil die Einweihung der Kirche am 22. Januar war und weil dies sein Namenstag ist, deshalb der heilige Vinzenz gewählt wurde, aber diese These ist nicht überzeugend.
Eine andere These besagt, dass der Gründer der Stadt, Herzog Berthold V. von Zähringen, viele Kontakte zu Leuten des Vinzenzkultes hatte, aber der Herzog verachtete die Kirche und war ein Feind des Klerus. Auch diese These ist eher unwahrscheinlich.
In jüngster Zeit ist eine andere Hypothese aufgetaucht, die besagt, dass im Jahre 1191 keine neue Stadt gegründet wurde, sondern dem bestehenden Dorf das Recht einer freien Stadt zugesprochen wurde, und der heilige Vinzenz der Märtyrer war bereits der Schutzpatron der Kirche.
Auch wenn man annimmt, dass die damals schon bestehende Kirche älter ist als die Stadt selbst, erklärt das nicht, warum der heilige Vinzenz der Schutzpatron der Kirche und der Stadt ist.
Es ist möglich, dass sein Patronat noch älter ist und er vom christlichen Glauben und den christlichen Bräuchen bevorzugt wurde, da er der Schutzpatron der Töpfer und Holzfäller war. In keltisch-römischer Zeit gab es in Bern eine Töpferindustrie und auch eine Holzindustrie.
Die Verehrung des heiligen Vinzenz war so groß, dass Johannes Bäli während des Baus des Münsters 1463 den Befehl erhielt, nach Köln in die Kirche St. Laurentius zu gehen, um eine Büste des Heiligen Vinzenz zu stehlen.
Er führte die Mission aus, und nach seiner Rückkehr ging er in den Vatikan, um um Begnadigung zu bitten. Überraschenderweise wurde er für den Raub der Büste von Kardinal Nikolaus von Kues begnadigt. Die Rückkehr nach Bern mit dem Eintritt in die Kirche war triumphal und steigerte die Verehrung des heiligen Vinzenz nur noch. In der neuen Kathedrale wurde dem heiligen Vinzenz eine Kapelle geweiht, die sich heute neben der Treppe befindet, die zur Kanzel führt.
Die Kapelle, in der ewige Messe ist wurde durch das Testament eines reichen Metzgers finanziert. Die Metzgerzunft in Bern betrachtete ihn als ihren Patron, nirgendwo sonst ist St. Vinzenz der Schutzpatron der Metzger.
Eine andere Person stiftete durch ihren letzten Willen, dass ewiges Licht auf dem Altar des heiligen Vinzenz sei.
Und der heilige Vinzenz hat im Münster eine eigene Glocke mit seinem Bildnis, die im Turm hängt, obwohl sie heute nicht mehr gebraucht wird.
In Kriegen riefen die Soldaten “St. Vincent und Bern”, wenn sie den Feind angriffen.
Im Jahr 1375 prägte der Kanton Bern sogar die erste Münze mit der Berner Fahne und dem Bild des Heiligen Vincent.
In der Kirche, wie auch auf den Münzen, war das Markenzeichen des heiligen Vinzenz Märtyrer ein Palmblatt in der einen Hand, ein Zeichen seiner Herkunft aus dem Süden, und in der anderen Hand die Bibel als Zeichen seiner Treue und seines Glaubens an das Evangelium bis zum Tod.
Im Jahre 1528 fanden Besprechungen mit dem Reformator Ulrich Zwingli und Vertretern der Kirche statt bei denen der sofortige Wechsel zum Protestantismus beschlossen wurde.
Das führte zur Entfernung von Heiligenbildern, Altären usw. im Münster. Viele Reliquien und Bilder des Heiligen Vinzenz sind verschwunden oder an einem geheimen Ort gelandet, an den sich niemand mehr erinnert.
Andere sind noch heute zu sehen, auf dem Dach der Kirche oder im Glasfenster. Auch im historischen Museum können Sie 4 Wandteppiche mit der Geschichte vom heiligen Vincent sehen.
Mit dem Wechsel zum Protestantismus verlor der heilige Vinzenz der Märtyrer allmählich die Identifikation und Frömmigkeit des Volkes. Allerdings im Jahr 1600, 70 Jahre nach dem Wechsel zum Protestantismus wurden neue Münzen mit dem Bild des Heiligen Vinzenz aufgelegt.